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Diebe des Lichts

Diebe des Lichts

Seit Sander als Junge 1572 in Flandern miterleben musste, wie sein Vater von den spanischen Besatzern ermordet wurde, ist er ein Getriebener. Ein Meister bildet ihn als Blumenmaler aus, und sein Bruder Hugo, der nach dem Tod seiner Eltern verstummt ist, mischt für ihn die Farben.

Doch Hugo ist ebenso jähzornig und unberechenbar wie sanft, und als er ein Gewaltverbrechen begeht, müssen er und Sander fliehen. Sie finden Anstellung in einem Atelier in Rom, erleben die Verschwendungen des Papstes, die Intrigen im Kardinalspalast von Neapel und beide auf ihre unterschiedliche Art die Freuden verbotener Liebe. Immer wieder entdeckt Sander einen Ausweg aus scheinbar aussichtslosen Abenteuern.

Ein großer Roman, der prägende Gestalten wie Giordano Bruno, Caravaggio und die großen Kleriker lebendig macht.

Erscheinungsdatum: 11.10.2021
Blessing Verlag
ISBN 978-3-89667-689-4
E-Book ISBN 978-3-641-27140-4

»Blom kann auch Historienschmöker. […] Das Genre verbietet dabei sprachlichen Purismus oder erzählerische Zurückhaltung – und auch Philipp Blom geht in die Vollen«
APA, Wolfgang Huber-Lang (25. November 2021)

Historien-Roman von Philipp Blom

In seinem ersten Roman „Diebe des Lichts“ greift Philipp Blom in die Vollen und erweist sich einmal mehr als großer Erzähler von Geschichte(n).

Eigentlich war es ein logischer Schritt, eine konsequente Entwicklung: Bereits in seinen Büchern über den taumelnden und zerrissenen Kontinent Europa hat der Historiker Philipp Blom nicht vom professoralen Elfenbeinturm aus geschrieben, sondern die Geschichte anhand von greifbaren Menschengeschichten zum Leben erweckt und so buchstäblich begreiflich gemacht. Jetzt hat Blom seinen ersten Roman geschrieben. Er spielt natürlich vor historischem Hintergrund, und einmal mehr erweist sich der gebürtige Hamburger mit Lebenszentrale in Wien als sprach- und denkgewandter Erzähler.

„Diebe des Lichts“ ist die Geschichte des niederländischen Buben Sander, dessen Eltern gegen Ende des 16. Jahrhunderts von spanischen Besatzern ermordet werden. Gemeinsam mit seinem Bruder, den das Gemetzel für immer sprachlos macht, flieht er aus der Heimat, erlernt unterwegs das Handwerk des Blumenmalers, landet in Rom, später in Neapel, wo er zum Vertrauten des Kardinals, der gleichzeitig als Inquisitor wütet, emporsteigt.

Das üppige, barocke Bild, das Blom von dieser grausamen Epoche zeichnet, ist sinnlich und facettenreich. Und aus den Buchstaben kann man die Orte, die er beschreibt, förmlich riechen: den Jasmin, den getrockneten Schweiß, die Pferdepisse, auch die Angst und den Verrat.
„Diebe des Lichts“ ist ein opulenter Historienschmöker, in dem Blom die sprachlichen Gäule nur ab und zu durchgehen und das Geschilderte allzu blumig gerät. Aber kein Wunder bei diesem Füllhorn an Figuren und Themen: Es tobt der Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken, es geht um Wissenschaft, Aberglaube, die Verbrennung von Hexen und Ketzern, um Intrigen, Wein, Weib und Gesang und um Priester, die zwar die Heilige Messe nicht kennen, dafür die aktuellen Opiumpreise. Natürlich geht es auch um Liebe und die Unerfüllbarkeit davon.

Sander, später Sandro della Molina genannt, ist ein Träumer und Getriebener. Je höher er fliegt, desto näher kommt er der Sonne – und das Flügelwachs wird immer weicher. Geschichte und Geschichten fließen in diesem farbenprächtigen Sprachgemälde ineinander. Caravaggio, ein wüster Säufer und Raufbold, taucht auf, Giordano Bruno landet auf dem Scheiterhaufen. Und die Erlösung, nach der sich Sander/Sandro so sehnt, findet nur auf einem Fresko statt. Ein Roman, der strahlt. Die Diebe des Lichts gingen demnach leer aus.

Artikel Kleine Zeitung lesen
Bernd Melichar, 27.11.2021

„Kampf ums Weltgericht“: Trauma, Liebe, Ränkespiel

In Philipp Bloms bildstarkem Barockepos Diebe des Lichts trifft Kunst auf Macht. Die Handlung ist fesselnd, aber auch recht plakativ. „Kurz gesagt: Das Buch ist ein Schmöker, aber kein schlechter. Wer ein sprach­sicheres, bildstarkes Romanepos sucht, das zwischen Umberto Ecos literatur­geschichtlich anspruchsvoller Erzählweise und der historischen Plakatmalerei à la Iny Lorentz zu verorten ist, kann mit Diebe des Lichts wenig falsch machen, zumal der renommierte Autor, ein promovierter Historiker, weiß, wovon er schreibt. Das Buch hebt sich aber auch wohltuend von Ken Folletts rechercheprallem Anekdotenstil ab.“

Frankfurter Allgemeine – 23.02.2022 – BuchMarkt